
#1 Oldenburg – Leipzig – Krakow – Uzhgorod
Hier nun also endlich mein erster Bericht!
Zunächst noch einmal ein großes Dankeschön für die Newsletter-Anmeldungen und die zahlreichen Glückwünsche (und Geschenke) zum Start meiner Reise!
Am vergangenen Samstag ging es also los, zunächst einmal nach Leipzig zu einem Freund inklusive eines Tagesausflugs nach Dresden bei bestem Wetter. Vielen Dank an dieser Stelle für das schöne Wochenende! 🙂
Montag fuhr ich dann weiter Richtung Krakau (Krakow) in Polen; an den Fahrstil auf polnischen Straßen muss man sich erst einmal gewöhnen. Mein Hostel direkt in der Innenstadt war unschlagbar günstig (7,50€ inklusive Frühstück), und obwohl ich ein Platz in einem 10-Bett-Zimmer gebucht hatte, war nur eine einzige weitere Person auf dem Zimmer.
Heute stand die Etappe nach Uzhgorod in der Ukraine an, eine Fahrt die mir wegen der fast endlosen Landstraßen ewig vorkam. Da die Ukraine bekanntlicherweise nicht zur EU gehört, stand die erste „harte“ Grenzkontrolle an. Auf slowakischer Seite lief alles glatt, nach 5 Minuten konnte ich weiterfahren. Leider übersah bei meiner Suche nach dem richtigen Grenzhäuschen ein Stoppschild, und plötzlich lief der ukrainische Zöllner schreiend hinter mir her. Ich machte eine Vollbremsung und er näherte sich langsam mit seinem Gewehr meinem Auto.
Ich kurbelte mit schuldbewussten Blick das Fenster herunter und sagte „Sorry“, er hingegen blickte mich nur böse an. Ich versuchte mich auf Englisch nochmal zu entschuldigen und ihm zu erklären, dass ich das Schild echt nicht gesehen habe, doch er blieb stumm. Für ca. 30 Sekunden stand ich also da, völlig hilflos und mit meinem Pass wedelnd, bis der Zöllner auf das Stoppschild wies (was wirklich scheiße schlecht zu sehen war, zu meiner Verteidigung) und mir handwedelnd mitzuteilen versuchte, rückwärts zu fahren.
Unter dem Gelächter der umstehenden Wartenden fuhr ich also im Schritttempo rückwärts, bis ich nach ca. 20 Metern vor dem besagten Schild hielt. Monsieur Zöllner kam wieder und drückte mir einen Zettel in die Hand und erlaubte mir dann gnädigerweise weiterzufahren.
Anschließend stellte ich mich und mein Auto in die Schlange, und die Stempelsammlerei auf dem Einreise-Zettel begann. Zuerst zur Zollkontrolle, alle Türen und den Kofferraum öffnen, erklären wofür was ist. Dann zur Dame, die die Zollkontrolle abstempelt und das Auto 10 Meter weiter vorfahren. Dann zur eigentlichen Einreise, natürlich erwischte ich die Dame die am längsten benötigte, weil sie aß und auf ihrem Handy spielte während sie meine Passdaten in den PC eintrug. Anschließend musste ich mit Pass und dem inzwischen dreifach gestempeltem Zettel zum Aufseher (oder sowas), der dann schließlich seinen Stempel draufdrückte und mir (sogar auf Englisch!) mitteilte, ich könne nun weiterfahren.
Ich war bereits voller Freude, dass es endlich erledigt war und setzte mich in den Audi und fuhr los — aber halt, all die Stempel haben ja auch einen Sinn! Also nach 50 Metern nochmal aussteigen, den Zettel schließlich abgeben und der finale Schlagbaum gab mir den Weg frei. Ich war in der Ukraine!
Es ist wirklich interessant, wie sehr doch eine Grenze, die eigentlich nur eine Linie auf der Karte ist, die gesamte Umwelt so verändern kann. In Polen und in der Slowakei war die Umgebung recht vergleichbar mit Deutschland, lediglich die dörflichen Gegenden sah man den „östlichen“ Charakter an. Doch in der Ukraine (jedenfalls in Uzhgorod) fühlt man sich tatsächlich so, als wäre die Zeit 1980 stehengeblieben. Auf den schlechten Straßen fahren alte Lada und Moskvitch, die Architektur hat zweifellos überall den unvergleichlichen UdSSR-Charakter und es riecht nach Abgasen, Holz- und Kohlerauch und irgendwie „anders“ als man es kennt.
Mein Hotel steht dem Ganzen in keiner Weise nach, denn das „Druschba“ (Freundschaft) könnte problemlos als Kulisse für eine Sowjet-Doku dienen.
Ich muss sagen, es fühlt sich schon komisch an so ganz alleine im Ausland, deswegen wird es dringend Zeit, dass ich ein paar Leute kennenlerne. Mir wird auch immer mehr bewusst, wie gut ich es doch zu Hause habe und vermisse alles ein wenig. Aber ich habe mich dafür entschieden und ich bleibe gespannt, wie es weitergeht!